Zunächst ging Fouad auf die Geschichte und Wurzeln des Salafismus ein. So habe es sich zunächst um eine unpolitische Gruppe gehandelt, welche erst Mitte des letzten Jahrhunderts eine Politisierung erfuhr. Während einige dies befürworteten, lehnen andere eine politische Beteiligung bis heute ab. Eine dritte Gruppierung, eine Minderheit, hingegen ist bereit ihre Ziele mit Gewalt durchzusetzen. Allerdings existieren in der Praxis verschiedene Untergruppen, welche sich nicht eindeutig zuordnen lassen.
In Ägypten finden sich erste Spuren des Salafismus in den 1929er Jahren. Heute existieren salafistische Parteien im Land. Bei den Unruhen spielten sie zunächst nur eine Rolle im Hintergrund. Lange Zeit unterstützten sie die Herrschaft Mubarraks und anders als die Muslimbruderschaft waren sie nicht von Sanktionen betroffen. Das führte zu Konflikten mit den Muslimbrüdern, welche nach dem Sturz der Regierung Mursi sichtbar wurden. Das nicht offensive Agieren hatte zur Konsequenz, dass der Einfluss der salafistischen Gruppierungen in Ägypten von allen Beobachtern massiv unterschätzt wurde und die daher auch die Wahlerfolge überraschend kamen.
In der Bewertung der jüngsten Ereignisse unterscheidet sich die Auffassung der salafistischen Prediger mitunter sehr stark. Die Bandbreite reicht von kompletter Zustimmung bis gänzlicher Ablehnung.
Ähnlich reagierte die Szene in Deutschland. Ansonsten liegt der Fokus der Aufmerksamkeit nicht auf Ägypten, sondern eher auf der eskalierenden Lage in Syrien. So sollen sich ca. 120 Deutsche in dem Land aufhalten um zu kämpfen. Deutsche Sicherheitsbehörden stufen diese, nach ihrer möglichen Rückkehr, als potentielle Gefahrenquelle ein. Groben Schätzungen nach, umfasst die salafistische Bewegung insgesamt ca. 4.500 Personen in Deutschland. Davon werden ungefähr 20% zu den Konvertiten gezählt.
Die erfolgreiche Mitgliederwerbung unter Konvertiten und Immigranten der zweiten oder dritten Generation beruht dabei auf zwei wesentlichen Säulen: Der Illusion eine Massenbewegung zu sein sowie dem Abholen der Interessenten in ihrem Alltag. Theologische Aspekte zählen nicht so sehr. Vielmehr werden nur einzelne passende Elemente des Islam genutzt. Aus diesem Grund könnte mit dem Islamunterricht an Schulen und der Einrichtung von Lehrstühlen an deutschen Universitäten eine theologische Grundlage schaffen, um der verflachten Ideologie entgegen zu wirken.
Die Berliner Arbeitsgruppe für Sicherheitspolitik dankt Herrn Hazim Fouad für seinen lehrreichen Vortrag und die interessante Diskussion.