»Eine dünne Eisdecke, unter der sich heißes Wasser bewegt«

Im Rahmen eines Hintergrundgesprächs der Berliner Arbeitsgruppe für Sicherheitspolitik (BAS) sprach der Bundestagsabgeordnete Rainer Erdel (FDP), Mitglied im Verteidigungsausschuss und Stellvertreter des Präsidenten des Reservistenverbands, mit Berliner Studierenden über den Kosovo-Konflikt und berichtete von seinen Eindrücken nach mehreren Reisen auf den Balkan.

Rainer Erdel: »Der Konflikt lässt sich nur auf europäischer Ebene lösen.« (Foto: Stefan Stahlberg)

Die Teilnehmer im Veranstaltungssaal, direkt gegenüber vom Reichstagsgebäude (Foto: Stefan Stahlberg)

Die Lösung des Kosovo-Konflikts sei für die Europäer allein aus räumlichen Gesichtspunkten mindestens genauso wichtig wie die Lösung des Afghanistan-Konflikts, so Erdel eingangs. Als Hauptproblem sah der Bundestagsabgeordnete nicht nur die regelmäßig hochkochenden Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Ethnien an, sondern die daraus entstehenden Konflikte bei Grenzkontrollen. Beispielsweise würden von serbischer Seite aus sogenannte Road Blocks errichtet, um den Durchgangsverkehr zwischen Serbien und dem Kosovo zu verhindern. Dies führe zu Spannungen zwischen den beiden Parteien. Zwar habe sich bisher dank KFOR und der internationalen Entwicklungshilfe eine stabilisierende Eisdecke über den Konflikt gelegt, unter dieser brodele jedoch weiterhin heißes Wasser.

 

»Der Nationalismus ist in den Köpfen der Menschen stärker verankert als bei den Politikern«, so Erdel. Er hofft auf eine langfristige politische Lösung: »Es ist für mich ernüchternd, dass wir auf der Stelle treten. Gegenseitiger Kontakt und Austausch sind viel wichtiger als ständige Vorwürfe. Der Konflikt lässt sich nur auf europäischer Ebene lösen, wo Grenzen nachrangiger sind.«

 

Wichtig sei es außerdem, kommunale Strukturen zu entwickeln, Besitzverhältnisse zu klären sowie Energieversorgungs- und Investitionssicherheit herzustellen. »Zwischen wilden Müllfeldern befinden sich fruchtbare Böden mit den besten Voraussetzungen«, sagte der Abgeordnete, der auch Mitglied im Bundestagsausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist. Das Problem des Umweltschutzes müsse gelöst und eine ertragreiche Landwirtschaft etabliert werden. Das sei auch eine Möglichkeit, der hohen Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken.

 

Doch in einem Punkt waren sich Erdel und die Mitglieder der Hochschulgruppe besonders einig: Weder EULEX noch KFOR könnten die Menschen miteinander versöhnen. Dieser Prozess dauere an und müsse sich von Generation zu Generation festigen.

 

Die BAS dankt Rainer Erdel für das Gespräch und die Möglichkeit, in den Räumen des Bundestags diese interessante Veranstaltung durchzuführen.

 

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