Online-Seminar: „Der Nationale Territoriale Befehlshaber - Von der Amtshilfe bis zur Drehscheibe Deutschland“

Im letzten Vortrag des aktuellen Vorstands der Berliner Arbeitsgruppe für Sicherheitspolitik (BAS) konnten wir mit General Schelleis und dem Bundesvorsitzenden des Bundesverbands Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) Lukas Huckfeld als Moderator, den Mitgliedern und interessierten Gästen der BAS nochmal ein Highlight bieten. Über den Auftrag der Streitkräftebasis (SKB), der Rolle der Bundeswehr in der COVID-19 Pandemie, dem Heimatschutz, der Übung Defender Europe 2020 bis hin zur angekündigten Reform der Bundeswehr und im Speziellen der SKB war für jede und jeden etwas dabei.

General Schelleis erläuterte zu Beginn seines Vortrages, den Auftrag, die Rolle und das Aufgabenportfolio der SKB, welcher er als Inspekteur vorsteht. So fällt ein breites Feld an Aktivitäten in den Verantwortungsbereich der SKB: die Führung von Einsätzen in Deutschland, die Truppenstellung für In- und Auslandseinsätze, die Betriebsaufrechterhaltung im Inland, die Wahrnehmung bundeswehrgemeinsamer querschnittlicher Aufgaben, die Sicherherstellung der Funktionsfähigkeit der „strategischen Drehscheibe Deutschland“ sowie abschließend die Leistung eines Beitrages zur gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge.

 

Neben seiner Rolle als Inspekteur SKB ist General Schelleis gleichzeitig in Personalunion der „Nationale Territoriale Befehlshaber“. Damit ist er beispielsweise verantwortlich für die Koordination aller Hilfeleistungen der Bundeswehr für Bund und Länder im Zuge der COVID-19 Pandemie. Dazu kann er auf eine Führungsstruktur bestehend aus den Kommandos SKB und Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, 4 regionalen Führungsstäben, 16 Landeskommandos und 434 lokalen Verbindungskommandos (keine ständigen Stäbe, werden im Bedarfsfall von Reservisten betrieben) zurückgreifen, welche Amtshilfeanfragen schnell verarbeiten und die Koordinierungsfunktion wahrnehmen können. Dies ermöglichte der Bundeswehr seit Beginn der Pandemie ca. 7500 Amtshilfeanfragen zu bearbeiten – eine Steigerung von knapp 3000% gegen über dem Rekordjahr 2019 (250 Anträge). In diesem Kontext merkte General Schelleis allerdings selbstkritisch an, dass vor allem auf lokaler Ebene die Strukturen und Zusammenarbeit Optimierungspotentiale aufweisen. Trotzdem unterstützt die Bundeswehr unser Gesundheitssystem immens von „helfenden Händen“ bis hin zur spezialisierten Logistik.

 

Neben diesen Aufgaben in der Amts- und Katastrophenhilfe bzw. Unterstützung bei Großschadenslagen ist General Schelleis für weitere Felder, wie etwa den Heimatschutz verantwortlich. Dabei stellte er vor allem den neuen freiwilligen Wehrdienst: „Dein Jahr für Deutschland“ vor, der zum Ziel hat mit einem niedrigschwelligen Angebot den Heimatschutz und die Reserve in Deutschland zu stärken.

Im vorletzten Teil des sehr lebendigen Vortrages verdeutlichte General Schelleis noch einmal die Rolle Deutschlands als „strategische Drehscheibe“ für Truppen- und Materialtransport in Kooperation mit den Partnerstaaten aus EU und NATO Richtung Osten. So benötigen wir für eine effektive Abschreckung, schnelle Verlegungsmöglichkeiten und damit einhergehend, funktionierende Prozesse, die dies ermöglichen. Im Zuge der Übung Defender Europe 2020 wurden diese Verfahren und die Zusammenarbeit mit den Verbündeten (allen voran den USA) geprobt. Ein zentraler Punkt ist dabei die strategische Kommunikation gegenüber der Bevölkerung, so muss verdeutlicht werden, warum diese Übungen stattfinden und was sie mit sich bringen. Es gilt die Informationshoheit zu wahren, um das Vertrauen der Bevölkerung nicht zu verlieren.

 

Zum Abschluss skizzierte General Schelleis den „Anspruchsvollsten Fall“ (ohne einen klassischen Verteidigungsfall in Deutschland) bei dem alle genannten Punkte: Großschadenslage, Amtshilfe, Aufmarsch der Bundeswehr, Transit alliierter Verbände, Host Nation Support durch Deutschland, zuzüglich gegenläufige Migrationsbewegungen zusammenkommen und was die Streitkräftebasis bzw. die Bundeswehr dann leisten müsste. Auch hier zeigte sich, dass eine kohärente strategische Kommunikation eine sehr große Rolle spielt, um den Rückhalt in der Bevölkerung in dieser anspruchsvollen Gesamtlage nicht zu verlieren.

 

In der nachfolgenden Diskussion wurden die angesprochenen Punkte mit allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen noch einmal vertieft.
Wir bedanken uns hiermit nochmal recht herzlich bei unserem Referenten Generalleutnant Schelleis für sein Engagement und Zeit und natürlich ganz besonders bei Lukas für die tolle Moderation, sowie bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die Aufmerksamkeit und die rege Diskussion!