Der reflexive Islam und Konversionen in Westeuropa

Am Dienstag, dem 18.03.2014, lud die Berliner Arbeitsgruppe zu einem Hintergrundgespräch mit dem Titel „Konversionen zum Islam in westeuropäischen Gesellschaften“ ein. Die Politikwissenschaftlerin Milena Uhlmann informierte über die Ergebnisse ihrer Promotion und zeichnete dabei ein Bild des Islams in Europa, abseits von Extremismus und radikalen Gruppierungen.

(Bild: Sören Granzow)

Milena Uhlmann während ihres Vortrags (Bild: Sören Granzow)

Während ein großer Teil der muslimischen Bevölkerung in den westeuropäischen Staaten in die Gesellschaft integriert ist und ein unauffälliges Leben führt, dominieren Schlagzeilen über einige wenige Radikale die Berichterstattung in den Medien. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Gruppe der Konvertiten. Diese Art der Darstellung hat ein Bild des Islams in Europa zur Folge, welches nicht die Realität widerspiegelt. U.a. um mit diesen Vorurteilen aufzuräumen, führte Milena Uhlmann im Rahmen ihrer Doktorarbeit Interviews mit Konvertiten in Großbritannien, Deutschland sowie Frankreich.

Paradoxerweise konvertierte ein Großteil der Befragten im Jahr 2001 oder kurz danach zum Islam. Eine mögliche Erklärung dafür könnte nach Aussagen Uhlmanns, die verstärkte Beschäftigung mit dem Islam nach den Ereignissen des 11. Septembers sein. Die individuellen Gründe für eine Konversion waren zwar sehr unterschiedlich und zumeist war es ein Mix verschiedener Motive, welcher zu der Entscheidung führte. Dennoch zeigte die Untersuchung, dass die Kohärenz und Logik, das Gemeinschaftsgefühl sowie das Verständnis des Islams, welches weit über das Religiöse hinausgeht, bei den Motivationen überwogen.

Im Gegensatz zu Konvertiten, die sich zu extremistischen Strömungen wie dem Salafismus bekennen, herrsche bei den Vertretern eines reflexiven Islams eher eine realistische Wahrnehmung der gesellschaftlichen Gegebenheiten vor, sodass letztere beispielsweise eine islamische Gesellschaft mehr als eine Utopie verstehen. Milena Uhlmann führte an, dass gerade dieses reflexive Verständnis ein Grund für die geringere Anfälligkeit gegenüber extremistischen Werbungsversuchen sei. Vielmehr betrachtet diese Gruppe Personen, die sich dem Salafismus verschreiben als Muslime, welche auf einen falschen Weg geraten seien.

Aus sicherheitspolitischer Sicht lässt sich die Zielgruppe der Salafisten daher relativ gut bestimmen und einschätzen. Vielmehr weist diese radikale Auslegung Ähnlichkeiten mit anderen, auch nicht-religiösen extremistischen Gruppierungen auf und ist häufig als Protest oder Rebellion gegenüber der Gesellschaft zu verstehen.

Die BAS dankt Milena Uhlmann für ihren aufschlussreichen Vortrag und eine interessante Diskussion. Darüber hinaus gilt unser Dank der Habel Weinkultur für die Bereitstellung des Veranstaltungsraumes.